Sundergrund.
Roman
Roland Reichen
Es sei halt auch eine blöde Situation gewesen damals, sagt der Fieder: Das Zeug schon in der Pumpi, die Pumpi schon im Fuss, und oben in der Pumpi, da schwamm auch schon das kleine, rote Blutfädeli; er hatte die Vene also endlich erwischt. Warum musste die Spritze da auch ausgerechnet in dem Moment verstopfen? Sicher, er hätte schon an die Hodleren seckeln können, um für eine frische Spritze zu lugen. Aber daran, da denkst du halt auch nicht, in einem settigen Moment. Und schon gar nicht, wenn es in einem Joghurtbecherli vor dir noch sechs andere Nadeln hat. Nur an einer war ja der Käfer. Es war dann halt einfach Pech. (Klappentext)
Sundergrund erzählt vom kurzen, irrwitzigen Leben eines Drogensüchtigen aus dem Berner Oberland. Fieder Kleinjenni wächst in prekären familiären Verhältnissen und einem engen, finsteren Tal auf. Er sucht nach Wärme und Geborgenheit unter den Menschen, stolpert dabei aber ein ums andere Mal – zum Schluss bekommt er noch nicht einmal ein anständiges Begräbnis. Kapitelweise sind dem Leben Fieders jene seiner Eltern und Grosseltern gegenübergestellt, die ihrerseits als Billigarbeiter ausgebeutet wurden und wenig zu lachen hatten. Sundergrund bildet so eine Chronik der Deklassierung. Der Roman erzählt von Menschen, die in den letzten hundert Jahren in der Schweiz unter die Räder gekommen sind, weil sie von Anfang an schlechte Karten hatten. Wie der Protagonist den gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen kann, missachtet die Sprache des Romans die Normen des Standarddeutschen; in dessen Syntax sind immer wieder ungrammatische, dialektal geprägte Einschübe und Einsprengsel hineinmontiert.
Mai 2014, 168 S., 19 x 12 cm, Klebebindung
ISBN: 978-3-905846-28-7, €18 / 22 SFr
„‹Sundergrund› ist keine leichte Sommerlektüre», so der Theatermacher und Autor («Kanton Afrika»). Das Junkiemilieu, in dem Fieder verkehre, sei «das Gegenteil der iPhone-Welt». Und sein Leben eine rabenschwarze Geschichte.“ In: Berner Zeitung, 02.7.2015
“Er will, dass die Sprache «scheppert»” Rez. von Alexander Sury in: Der Bund, 23.6.2015
Literaturpreis des Kantons Bern 2015, 26.05.2015
„Keine Spur von Bergromantik: Zwei Schweizer Romane über das Leben im Voralpengebiet“. In: Radio SRF 2, Reflexe, 28.1.2015
Reichen und Abt (Gitarre) am Gartenfestival
Buchvernissage: 19. Juli 2014, Bern, Café Kairo (Gartenfestival). // 27. August (20 Uhr) Lesung mit Matto Kämpf in der Bibliothek Spiez. Weitere Lesungen aus „Sundergrund“ mit Hybrido Unreim.
“Wenn die Sätze explodieren.” Rez. von Benedikt Sartorius in: WOZ, 28.8.2014
„Fieders Passionsweg von der Wiege bis zur Bahre“. Rez. von Alexander Sury in: Der Bund, 20.6.2014
„«Sundergrund» ist ein starkes Stück Literatur, das nüchtern-ironisch beschreibt, ohne anzuprangern.“ Rez. von Carolina Bohren in: Berner Zeitung, 18.7.2014
„Reichens Text verwendet den Dialekt, ohne jemals in Heimattümelei abzurutschen – ein schmaler Pfad, auf dem sich der Autor dieses bemerkenswerten Experiments in schlafwandlerischer Sicherheit bewegt.“ Charles Lewinsky
„Ein Blümli, wo verdorrt.“. Rez. von Gisela Feuz in: KulturStattBern, 16.7.2014
„Das Krutzhüttli – Generationen auf Schwemmland“ Rez. in: nahaufnahmen, 24.9.2014
„Heavy Metal und Melancholie“. Roland Reichen und Patrick Abt am Gartenfestival: Bund-Blog, 20.7.2014